Puh, ist das bitter! Diesen Satz hört man nicht mehr oft und das ist schade. Unsere Zunge hat 25 Bitterrezeptoren, doch in der letzten Zeit bekommen diese immer weniger zu tun. Die Lebensmittelindustrie züchtet Bitterstoffe ganz gezielt aus Pflanzen heraus. Früher galt für Kräuter und Gemüse: Je bitterer, desto weniger wurden sie Opfer von Schädlingen und anderen Fressfeinden. Im Zeitalter künstlicher Schädlingsbekämpfung braucht es die Bitterstoffe nicht mehr und so hat man den als negativ empfundenen Geschmack einfach weggezüchtet. Doch hat das problematische Folgen, denn bitter ist auch gesund. Gesunde Bitterstoffe: Was bewirken sie und wo stecken sie überall drin?
Gesunde Bitterstoffe: Natürliche Power für den Körper!
Bereits Hildegard von Bingen verwies auf die heilsame Wirkung bitterer Kräuter und Lebensmittel. Auch im Ayurveda oder TCM ist der Einsatz von Bitterstoffen nicht wegzudenken. Doch was bewirkt der Verzehr von bitterem Gemüse und Kräutern? Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass bittere Glucosinulate, mit denen sich verschiedene Gemüsesorten vor Schädlingen schützen, im Körper antioxidant wirken und freie Radikale bekämpfen können. Auch auf eine gesunde Verdauung können Bitterstoffe einen erheblichen Einfluss haben. Sie regen die Gallenflüssigkeit an, helfen bei Übersäuerung und schützen sogar Zähne und Zahnfleisch, indem sie den Speichelfluss im Mund sowie dessen Zusammensetzung verbessern.
Auch der Magen kann mit Hilfe von Bitterstoffen mehr Saft produzieren. Die Nahrung wird dadurch besser zerkleinert, Leber und Bauchspeicheldrüse können besser arbeiten. Deshalb treten Sodbrennen und Völlegefühle weniger oft auf. Das ist ein Grund, warum seit Jahrhunderten Kräuterbitter nach dem Essen gereicht wird. Hier ist es weniger der Alkohol, der bei der Verdauung hilft, als die darin enthaltenen Bitterstoffe.
Wer schlank sein will, sollte bitter essen!
Doch zu allen gesundheitlichen Vorteilen von Bitterstoffen gibt es noch einen zusätzlichen entscheidenen Vorteil: Sie helfen, wenn man abnehmen möchte. Bitterstoffe dienen als Essbremse. Das ist wissenschaftlich erwiesen und hat deutliche Auswirkungen. Wer Nahrungsmittel mit Bitterstoffen isst, nimmt nicht nur weniger davon zu sich, sondern ist auch deutlich länger satt. Ganz im Gegensatz zu süßen Lebensmitteln, die im Laufe der letzten Jahrzehnte exponentiell gestiegen sind. Schokolade zum Beispiel lässt sich sehr leicht wegnaschen, sättigt aber höchstens zwei Stunden.
Übergewicht ist eines der gesundheitlichen Hauptprobleme der Deutschen. Damit einhergehend zählen Bluthochdruck, koronare Herzerkrankungen, Diabetes vom Typ 2, Gelenkbeschwerden und Gallensteinleiden als Folgeerkrankungen. Gerade die Gallenblase braucht Bitterstoffe, um richtig arbeiten zu können. Sonst zieht sie sich nicht mehr richtig zusammen und bildet Steine. Wer also jetzt im Frühjahr gezielt etwas Gewicht reduzieren möchte, der sollte Bitterstoffe aktiv in den Speiseplan mit einbeziehen. Nicht nur die Figur, auch der Körper wird es danken.
Gesunde Bitterstoffe: Natürliche Pflanzenpower oder Nahrungsergänzung?
Wer nach Bitterstoffen in Nahrungsmitteln aktiv sucht, der findet diese am ehesten in Rucola-Salat, Radiccio, Chicorée oder Löwenzahn. Auch Gemüsesorten wie Broccoli, Artischocken, Rote Beete oder auch Gewürze wie Ingwer, Kardamom, Wermut, Schwarzkümmel, Curcuma oder Lavendelblüten enthalten Bitterstoffe. Allerdings werden alle, die etwas älter sind, schon eine Erfahrung gemacht haben: Der Rucola, Radiccio oder Chicorée schmeckt gar nicht mehr so bitter wie man es von früher kannte. Auch traditionelle Bitter-Gemüsesorten haben viel ihrer ursprünglichen Bitterkeit eingebüßt. Das liegt schlicht daran, dass die Landwirtschaft Nahrungsmittel so wenig bitter wie möglich züchtet. Der Verbraucher ist eher auf süß konditioniert, bitter liegt nicht im Trend. Deshalb wird es gar nicht immer so einfach möglich sein, alleine über die tägliche Ernährung den Bedarf an Bitterstoffen zu decken.
Deshalb ist es eine willkommene Alternative auf natürliche Nahrungsergänzung zu setzen. Hier hat sich in den letzten Jahren auch im Markt der Bitterstoffe einiges getan. Den Inhalt von Artischocken gibt es in hoch konzentrierter Form auch als Tabletten von verschiedensten Anbietern.
‘Das ist aber bitter!’ In Sprichwörtern und Umgangssprache findet sich diese Geschmackskomponente immer wieder. Und in anderen Kulturen, beispielsweise Asien, haben sich auch viele Gerichte und bittere Nahrungsmittel im täglichen Gebrauch gehalten. Beispielsweise Bittergurken werden dort gerne verzehrt. Bei uns sind diese nahezu gänzlich vom Speiseplan verschwunden. Doch zu Unrecht. Wir sollten wieder sehr viel mehr die gesunden Eigenschaften bitterer Lebensmittel entdecken und diese ganz bewusst im Speiseplan integrieren. Und wem diese Produkte nicht bitter genug sind, der kann sie noch mit Bio-Gewürzen und Nahrungsergänzungsmitteln anreichern. Entdecken Sie wieder das Bittere im Leben – denn es ist gesund und schmeckt! Versprochen!
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